EIN NEUES LERNEN?
Ein Gedicht zur Einstimmung
bildungshöhen, bildungstiefen
im faust ein denkmal gesetzt,
gleichsam wie ewig bestehend:
magister artium!
wie inhaltlich aber auch
wie wohlklingend,
wie voll tiefer melodie!
übertroffen nur vom: doktorgrad
(sofern jedoch ehrlich erworben),
mögliche steigerung: professor
(aber nur sofern nicht inflationär ...).
wie elend einsam dagegen:
bachelor und magister –
diese bologna-fehlgeburten
the art of pretending ...
wo bleibt aber die achtung vor jenen,
vor all den anderen künsten, welche
soziales leben erst möglich machen,
es und uns immer wieder lebendig halten?
die anerkennung von diplomen der vielfalt,
der pulsierenden phantasie statt der monotonie?
wertschätzung all des handwerklichen könnens?
bekränzung des könnens, nicht die der einfalt?
das spürbare lob für praktische lebendigkeit?
der dank für das brot auf den tischen ...
sicher notwendig: der vorwurf ! –
in sonntagsreden schöngeredet,
dabei wirklichkeit verkennend!
nur in euphemismen schwelgend,
ureigene weltsichten pflegend,
unangemessene überhöhungen,
wahrheiten jeweils ausklammernd,
gar in ignoranz wiederholt leugnend!
öde akrobatik in deren so-tun-als-ob!
aber: es geht gewiß noch viel tiefer –
in jenen wirrungen nahe dem nichts
pflege der oberflächlichkeit, leere
versprechungen, dümmliche problemsicht
des sich-nicht-anstrengen-müssens,
schlaraffenlandideologie versus leistung.
vor allem: geschwätzigkeit versus bildung!
auch – zuviel der geschönten zeugnisse,
vielzahl aussageleerer beschreibungen
lärm im tanzsaal niveauloser eintracht:
die gesellschaft der dichter und denker
in einem schnellen, steilen fall ...
aber nun trost suchen auf den ebenen,
die in völliger verkennung als kunst
gepriesen werden, verkauft als wert?
antworten zu erwarten von jenen,
welche sich durch ihren blinden blick
in den spiegel als künstler verstehen?
besser nicht: gerade auch hier die
spreu vom weizen gut trennen,
intersubjektivität aus übereinkunft
durchschauen und offenlegen,
beispielsweise: heimatsound als
das erkennen und benennen was
es tatsächlich ist ...
(keine falsche lobhudelei!)
billige phrasendrescherei nicht
als kabarett anerkennen, ordinäre
selbstdarstellungen ignorieren,
kein beifall wo (ver-)meiden das
einzig wirklich angemessene ist ...
keine überhöhung in niederungen:
billige unterhaltung von kunst trennen,
unterscheiden, ehrlich bewerten ...
bildung wieder als das verstehen, was
ihrem ursprung entspricht! fordern als
prinzip! von allen diese anstrengungen
abverlangen! bildung in notwendige höhen
zurückführen, sie endlich wieder aus den
sumpfigen tiefen befreien – ins licht heben!
vor allem auch: bildung als hilfe auf dem
weg zur wahrheit und weisheit begreifen ...
(FagusArua, im März 2021)
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Eine Meldung zum (derzeitigen) Zustand der bundesdeutschen Bildungslandschaft: Der Deutsche Lehrerverband (DL) schätzt, dass mindestens 80 Prozent der Schüler wegen der Corona-Krise eine zusätzliche Lernförderung brauchen. Die Kosten dafür gehen in die Milliarden. Genau ist von zwei Milliarden die Rede, die dann angeblich "coronabedingte Lernrückstände" (sic!) beheben sollen ... Der Präsident des DL, Heinz-Peter Meidinger gegenüber dpa: "Viele Kinder und Jugendliche werden zukünftig begleitende Förderangebote etwa in Form zusätzlichen Nachmittagsunterrichts oder digitaler Nachhilfe brauchen." Er meint, bei einem Großteil der Schülerinnen und Schüler könnten die coronabedingten Lerndefizite in den nächsten zwei Schuljahren wieder aufgeholt werden, er gehe davon aus, daß bei mindestens 20 Prozent der Schüler nun ein "erhöhter Förderbedarf" gegeben sei, und er ergänzt: "Da haben wir Bedenken, ob sie (die Schüler / Schülerinnen, d.V.) überhaupt noch den verpassten Stoff aufholen können." Meidinger betont, es seien zwischen 300 und 600 Präsenzunterrichtsstunden je nach Bundesland, Schulart und Infektionslage weggefallen und diese wären nur teilweise durch Distanzunterricht ersetzt worden. Er erwarte daher, daß eine Lernförderung länger als nur über ein Schuljahr geleistet werden müsse: "Das ist eine Langstrecke und nicht nur eine vorübergehender Förderung, die man nach wenigen Wochen und Monaten abhaken kann."
Ähnlich auch eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW), demzufolge etwa 1,5 Millionen Schüler nun einen erhöhten Förderbedarf hätten. Dieser sei der Krise geschuldet. Die Autoren der Studie setzen einen rund durchschnittlichen Förderbedarf von 100 Stunden pro betroffenen Schüler an, womit sich ein Finanzierungsaufwand in Höhe von 1,5 Milliarden Euro ergebe.
Bund und Länder beraten über diese Problematik, die Rede ist von einer "Nachhilfe-Milliarde" ... Laut Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sei dies der Bedarf für die Kernfächer. SPD-geführte Bundesländer schlagen vor, jedem fünften der 11 Millionen Schüler zusätzlichen Unterricht anzubieten, zum Beispiel entweder zwei Stunden pro Woche über ein ganzes Schuljahr oder aber vier Stunden über ein halbes Schuljahr. Karliczek: "20 bis 25 Prozent der Schüler haben vermutlich große Lernrückstände - vielleicht sogar dramatische." und der jeweilige Bedarf müsse "vorher in einer Lernstandserhebung ermittelt werden". Schon zu den Sommerferien 2021, spätestens aber zum neuen Schuljahr 2021/2022 würden entsprechende Förderangebote für Deutsch, Mathematik und möglicherweise für die erste Fremdsprache bereitgestellt werden; Zielgruppe für diese Unterstützung seien vor allem jene Schüler, bei denen ein Wechsel auf eine weiterführende Schule oder aber in eine Ausbildung bevorstehe.
Auch Meidinger fordert eine schnelle Bestandsaufnahme über den Lernstand: "Wir brauchen möglichst bald einen Überblick vorrangig in den Kernfächern, wo die Schüler stehen und wie groß die Lücken sind." Dann sollte auf der Grundlage dieser Diagnose gemeinsam mit Eltern und Kindern beraten werden, welche Maßnahmen nötig und sinnvoll sind, um die Zukunftschancen sowie die weitere Bildungslaufbahn und die angestrebten Schulabschlüsse zu sichern. Meidinger: "Man könnte neben dem individuellen freiwilligen Wiederholen an größeren Schulen eigene Lerngruppen bilden, in denen die Lücken aus den letzten zwei Schuljahren aufgeholt werden." So könne auch der Druck gemindert werden, neben dem Lernen von neuen Stoff gleichzeitig den alten nachholen zu müssen. Und mit Blick auf die allgemeine Lebensgestaltung der Schüler sagte Meidinger, aus seiner Sicht offensichtlich verständnisvoll: "Freizeit und Hobbys sind im Lockdown sowieso schon genug auf der Strecke geblieben."
Auch Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE (Verband Bildung und Erziehung) sieht ein zusätzliches Förderangebot an Schulen, lehnt jedoch eine zeitliche Begrenzung ab: "Ein auf zwei Jahre befristetes Förderprogramm wird den bevorstehenden Herausforderungen nicht gerecht werden können. Es muss daher jetzt schon darüber nachgedacht werden, wie das nun zu spannende Auffangnetz verstetigt werden kann, um langfristig zu wirken."
Natürlich sind all diese Gedanken überprüfenswert, sicherlich auch zu begrüßen. Ihnen allen mangelt es bislang jedoch vor allem an einem: es fehlt der Aspekt der Vorbedingung für die Möglichkeit, derartige Förderprogramme effektiv zu institutionalisieren und sie dann auch wirksam durchzuführen! Auch mangelt es besonders an einer realistischen Einschätzung der tatsächlichen individuellen Lern- und Motivationssituation. Mit Geld allein dürfte jedenfalls ein Großteil des ins Auge gefaßten Klientels, zumindest was den intendierten "Bildungsaufholungsaspekt" angeht, nicht zu erreichen sein. Gegenwärtig spricht eher alles dafür, daß der ganze materielle Aufwand größtenteils verpufft (also eine nicht akzeptable Input-Output-Bilanz auf Kosten des Steuerzahlers erzeugt), daß die eigentlich anzustrebende Eigenverantwortung von Schülern und Elternhaus auf der Strecke bleibt sowie daß bestimmte Kreise all diese Maßnahmen zur eigenen finanziellen Bereicherung wahrnehmen.
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Welch Selbsttäuschung, welch Beschönigung des Tatsächlichen! Woher denn all die Zusatzleistungen nehmen, von wem durchführen lassen? Lehrkräfte sind ohnehin längst jenseits der Grenze der Belastungen angelangt. All die Jahre wurde deren Arbeit zunehmend verdichtet! Die Öffentlichkeit, der Staat haben immer mehr auf "Schule" abgewälzt, wo man selbst längst versagt hat, wo man selbst kein Fundament für Besserung zu schaffen in der Lage war. Inklusion, Integration, Industrie 4.0, neue Medien, IT-Schulung -- alles nur Floskeln, wenn man zu deren Umsetzung auch nicht nur annähernd die Voraussetzungen geschaffen hat! Zu wenig Personal zur zielführenden Durchsetzung all jener lauthals (vor allem von Parteien, besonders der FDP) geforderten Aufgabenlösungen. Unzureichend dafür auch die materiellen und sächlichen Mittel. Viel zu wenig an eigentlich sehr notwendigen Unterstützungsmaßnahmen (sowohl in sozialer als auch in rechtlicher Hinsicht) und ergänzenden Strategien! Vor allem fehlt es längst auch daran: an der realistischen Einschätzung von tatsächlichem Leistungsvermögen in Verbindung mit einer entsprechenden Motivationsstruktur all der angeblich oder auch tatsächlich "zu kurz gekommenen" Adressaten!
Wer hier eine wie auch immer geartete Entscheidung treffen möchte / darf, der sollte zunächst sich auch einmal die Wirklichkeit vom Unterrichten mittels "TEAMS" u.a., vor allem auch die jeweils auslesbaren Engagements bei der Arbeit mit der Anton-App als Grundlage nehmen, dabei vor allem auf tatsächliches Engagement der Lernenden und deren gezeigte Motivation sowie Anstrengungsbereitschaft sorgfältig achten ... (Ich weiß aus zahlreichen Beispielen, daß die Ergebnisse teilweise desolat ausfallen!) Und wertet man all diese Daten sorgfältig aus (auch die über vorhandenes Zusatzpersonal!), dann dürfte auch bei all jenen, die gegenwärtig laut und hoffnungsfroh nach Brückenangebote rufen, sehr schnell die Sinne für Machbarkeit(en) geschärft werden ... (es sei denn, man möchte sich wieder einmal mehr dem Tatsächlichen verschließen und reinem Wunschdenken frönen!) Man sollte sich nichts vormachen: ohne Motivation, ohne konstruktive häusliche Unterstützung, ohne entsprechende positive und negative Sanktionsmechanismen, ohne Akzeptanz einer konsequenten Leistungsbeurteilung durch Lehrer und Schule, ohne einem sehr deutlichen Aufzeigen des Prinzips "Ohne Fleiß, kein Preis", ohne zielführende Mehrausstattung von Schule (sowohl was Manpower als auch was Ausstattung angeht), ohne Abschied vom überwiegenden Wunschdenken wird im Bereich Bildung gar nichts funktionieren, schon gar nicht kompensatorisches Arbeiten zur Beseitigung von Defiziten! Wer hier allerdings nur ursächlich auf Corona schielt, wer gar Corona als eine Art von Alibi für Versagen bemüht, hat die eigentliche Problematik nicht erkannt. Zu einem dieser Problemfelder gehört aus meiner Sicht auch dringend der Einfluß von Eltern auf Schule und Übertritt (Stichwort: Elternwille ...); hier bedarf es einschneidender Korrekturen. Der "Elternwille" gehört grundsätzlich ins ureigene Erziehungsfeld zurückverwiesen; dort können die Eltern durch häuslichen Einfluß und Einlösen ihrer Erziehungspflicht letztlich dann ihren Anteil daran leisten, wohin der Bildungsweg eines Kindes gehen kann.
Über Übertritte, Durchlässigkeit und etwaige Sonderkonditionen (z.B. bei längerer Krankheit und dadurch verursachen Unterrichsausfall) sollten zukünftig wieder die Schulen allein entscheiden, denn dort und nur dort liegt die Kompetenz für die Beurteilung von gezeigter Leistung, von Leistungsvermögen, von Leistungsbereitschaft. Wunschdenken und Wirklichkeitsverdrängung dürfen in Schulen zukünftig kein Forum mehr erhalten.
Wo ist sie denn geblieben, jene immer so vielgepriesene "Leistungsgesellschaft"?! Wo ist sie denn tatsächlich geblieben, jene stets so offensiv betriebene Einsicht in die Tatsache, daß "Bildung" unser einziger Rohstoff ist?! Wie wird denn mittlerweile mit diesem Rohstoff tatsächlich umgegangen?! Und wo ist sie de facto, jene allumfassende Achtung vor jenen, die tatsächlich systemrelevante Träger unserer Gesellschaft sind? Wer zeigt noch die Trennlinien auf, die eigentlich zwischen wirklicher, unverzichtbarer Systemrelevanz und eingebildeter, hochstilisierter, künstlich erzeugter Bedeutung für das Gesamt zu ziehen sind?! Und das führt sofort natürlich auch wieder zurück zu "Schule", zu mit den derzeit uneinlösbaren Aufgaben überfrachteten Lehrkräfte und den seitens Gesellschaft und Politik völlig falsch gesetzten Akzenten; auch zurück zu alledem, was man verbal unter Wertschätzung der (unverzichtbaren) Lehrerarbeit so immer wieder verkündet und sich häufig genau so nicht in der Wirklichkeit wiederfindet. Wird das aufopferungsvolle Wirken von Lehrpersonal wirklich adäquat gewürdigt? Weshalb hat dieses Land entschieden zu wenig Lehrkräfte (wie auch andere Leerstellen in tatsächlich systemrelevanten Berufen), zu viele pädagogisch unzureichende Klassenstrukturen (auch: Klassengrößen!), zu viel Durcheinander in den Entscheidungsstrukturen? Eine von vielen möglichen Antworten darauf mag man aus folgenden Beiträgen herauslesen ...
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Ein bayerischer Landtagsabgeordneter (aus dem Unterallgäu, wohnhaft in Mindelheim) hat gemeint, Lehrkräfte pauschal attackieren, ja, so kann man hier durchaus sagen, auch beleidigen zu müssen. (Leider hat er da gewiß kein Alleinstellungsmerkmal, denn das geschieht bekanntlich ja immer wieder ...). Franz Josef Pschierer hatte sich wohl über eine -- aus meiner Sicht zugegeben weder klug noch sachlich adäquat formulierte -- Aussage von Simone Fleischmann (Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands / BLLV) geärgert. Nun ist es durchaus legitim sich zu ärgern, dies auch kundzutun, jedoch sollte man dabei dann schon sehr wohl das Gesamt im Blick behalten können. Und dies ist Pschierer (MdL) offensichtlich nicht gelungen. Frau Fleischmann hatte in einem "Brandbrief" an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ein Impfangebot für alle Lehrkräfte bis nach den Osterferien gefordert. Ansonsten müsse eben wieder Distanzunterricht stattfinden. (Damit hat sie allerdings nur der Logik amtlicher Vorgaben entsprochen, dies gemäß einem "Wenn x, dann eben y" ...)
Von Pschierer, der Fleischmanns unglückliche Formulierung wohl als "Ultimatum" verstanden hatte und ob dessen er "fassungslos" sei, kamen dann Aussagen wie "Wir haben zwar mit die teuersten, aber nicht immer die besten und fleißigsten Lehrer.",zählte dann noch eine ganze Reihe von tatsächlichen oder vermeintlichen Privilegien auf wie "Beamtenstatus, Unkündbarkeit, beste Gesundheitsversorgung mit Chefarztbehandlung, üppige Pensionen und 70 Ferientage." und kommentierte dies noch mit "Da müsste man doch eigentlich zufrieden sein können. Nein! Ist man nicht." (Quelle: MZ vom 26.03.2021)
Auf Facebook verstieg sich Pschierer sogar noch auf folgende m.E. völlig sozialunverträgliche Formulierung: "Für mich ist dieses Ultimatum schlichtweg unverschämt. Und deshalb bin ich fast geneigt, das Zitat unseres früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder über Lehrer zu wiederholen (,Ihr wisst doch ganz genau, was das für ... Säcke sind.’)."
Schon merkwürdig, wenn jener Abgeordnete den von Fleischmann angeschlagenen Sprachgebrauch deutlich zurückweist ("weise ich deutlich zurück"), selbst sich jedoch offensichtlich um keinen besseren bemüht. In diesem Zusammenhang verweist Pschierer zwar auf eine Fürsorgepflicht des Freistaats Bayern gegenüber seinen Beamten (Hinweis von mir: es sind längst nicht alle Lehrkräfte in Bayern Beamte!), stellt dieser aber die Treuepflicht der Beschäftigten gegenüber dem Dienstherrn gegenüber. Er habe kein Verständnis für die Haltung des Lehrerverbandes in Zeiten, in denen Menschen um ihre Existenz bangten, in Kurzarbeit seien und von Kurzarbeit bedroht wären. Als Beispiele hierfür nannte Pschierer Einzelhändler, Hoteliers und Gastronomen. Pschierer versteht auch nicht, daß in einer solchen Zeit vom Lehrerverband eine Diskussion über die Besoldungsanhebung für alle Lehrer auf A13 geführt werde und meint, seinen Eindruck wohl zusammenfassend: "Ich erwarte hier einfach mehr Sensibilität."
Simone Fleischmann sagt über Pschierers Ausfälle nur: "Ich ignoriere diesen Post. Jedes Wort dazu ist mir eines zu viel." Nachvollziehen kann ich ihre Haltung rein psychologisch, allerdings halte ich sie für völlig falsch, gerade wenn man an der Spitze eines Interessenverbandes steht: ich denke, man sollte diesen Abgeordneten schon sehr deutlich und vehement entgegentreten.
Pschierers Pauschalkritik und -diffamierung dürfte ihm sicherlich irgendwie und irgendwann auf die Füße fallen. Jedenfalls gab es neben vereinzelter Zustimmung überwiegend harsche Kritik an seinem Verhalten gegenüber Lehrkräften. Harmlos vielleicht noch diese: "Lehrer arbeiten mehr für weniger Geld als Sie, Herr Pschierer!" Noch deutlicher und eindrucksvoller sicherlich: "Da freut man sich doch schon auf die nächsten Wahlen, damit Menschen wie Franz Josef Pschierer wieder einmal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden und dann hoffentlich die passende Quittung für Beiträge solcher Art und die eigene gesamte Inkompetenz erhalten ..."; aus meiner Sicht eine durchaus angemessene Replik, vor allem für jene, die meinen Lehrer hätten mit ihrer Berufswahl das bestmögliche Los gezogen: "Lehrer arbeiten mehr Stunden für weniger Geld als Sie! Und dies ist der Dank dafür. Wenn der Job so einfach und toll sein sollte, dann studieren Sie Lehramt und üben diesen Beruf aus." Eine Forenschreiberin meinte es sei eine "Frechheit" daß sich ein Abgeordneter traue, so über andere zu reden und schloß: "Egal welche Berufsgruppe -- das ist absolut unter der Gürtellinie."
Es wurde aber Pschierer auch anderweitig der Spiegel vorgehalten: "Erst selbst jahrelang den Staat in einer Grauzone geschröpft und mit unseren Steuergeldern seine bessere Hälfte finanziert" und "auch für die Erhöhung der Diäten habe Pschierer immer schön gestimmt“. (Hier wird auf die monatliche Vergütung als Verwaltungsrat der Sparkasse -- laut Pschierer gegenüber der MZ: 664,35 Euro -- abgehoben und an die Beschäftigung seiner Ehefrau -- damals durchaus noch legitim! -- erinnert, also sachlich ist diese Kritik so m.E. nicht haltbar, es bleibt allenfalls ein "Geschmäckle"; siehe zu diesem Punkt die einschlägigen Ausführungen weiter unten.)
Pschierer hielt Simone Fleischmann (BLLV) vor, sie hätte ihre Kritk an Kultusminister Michael Piazolo von den Freien Wählern (FW) richten müssen, kritisiert diesen aber auch zugleich noch mit: "Ich habe nicht das Gefühl, dass Piazolo in der Coronakrise eine gute Figur macht." Wie wohl Pschierer selbst nun in der Retrospektive die Figur definiert, welche er in seinem Lehrerrundumschlag gemacht hat? Piazolo stellte sich voll hinter seine Lehrer, wies die "unberechtigte Pauschalkritik an den bayerischen Lehrkräften deutlich zurück", betonte, die Lehrkräfte hätten in der Pandemie viele neue Aufgaben übernommen und hervorragende Arbeit geleistet: "Unsere Lehrkräfte haben von Beginn an flexibel auf diese Situation reagiert und einfach angepackt: Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt, Distanzunterricht organisiert, sich zeitgleich intensiv fortgebildet – alles, um die Bildungschancen der ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler zu sichern."
Und Pschierer machte noch ein zusätzliches Faß der Empörung auf: er sprach sich gegen den Status von Lehrern als Beamte aus, auch hätten sich Dinge eingebürgert, die er nicht akzeptieren werde und dabei nannte er als ein Beispiel die Fortbildungen, die "trotz 70 freier Tage im Jahr während der Schulzeit stattfänden." Auch der Stand der Digitalsierung mache ihn "fassungslos" (ist das eine seiner Lieblingsfloskeln?), ebenfalls die Ausstattung der Schulen sowie die Tatsache, daß das deutsche Bildungssystgem im internationalen Vergleich nur Mittelmaß sei.
Wenigstens scheint Franz Josef Pschierer doch noch einzusehen, daß für diese Politik über viele Jahre hinweg seine CSU die Verantwortung trage und kommentierte "Es ist auch da nichts passiert", um zugleich dem jetzigen Kultusminister Piazolo vorzuhalten, jener hätte viel mehr für die Digitalisierung und für pädagogische Konzepte von Präsenz- und Distanzunterricht tun müssen. Ist das nun ein Rat aus berufenem Munde? Man kann es füglich bezweifeln ... (Übrigens: Pschierer war für einen sehr kurzen Zeitraum auch einmal bayerischer Wirtschaftsminister gewesen, mußte diesen Posten jedoch dann im neuen Kabinett Söder räumen.)
Wenn Pschierer in einem späteren Post dann einräumt, daß nicht nur Lehrer gewisse Privilegien genießen (Seine Worte: "In diesem Zusammenhang gebietet es die Fairness, nicht zu verschweigen, dass Minister, Abgeordnete, Landräte und Bürgermeister dieselben Privilegien genießen."), dann mag vielleicht so mancher auf die Idee kommen, dies seien erste zaghafte Versuche Pschierers wenigstens etwas zurückzurudern. Aber so einfach sollte man es sich mit der Interpretation dieses Sachverhalts nicht machen -- und dem Herrn Abgeordneten übrigens auch nicht ...
Pschierer, der auch Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion ist, hatte zuletzt oft polarisiert – und erst im Februar (sic! d.V.) gegen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rebelliert, als er ein Ende des Lockdowns forderte. Wessen Interessen er da wohl wahrgenommen hatte?
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Auch die örtliche Presse (Mindelheimer Zeitung) hat einen Kommentar zum Verhalten des MdL veröffentlicht. Der Kommentator, Johann Stoll, bezeichnet darin Franz Josef Pschierer als einen "Mann deutlicher Worte" und findet, daß dies "in der Politik, wo Vieles weichgespült schient, grundsätzlich kein verkehrter Zug" sei, denn "dann weiß man wenigstens, woran man ist." Jetzt habe der Abgeordnete "wieder einen rausgehauen" und anders "mag man diese Polemik gegen Lehrer kaum beschreiben". Stoll verweist darauf, daß Pschierer "die Lehrer insgesamt als verwöhnt, faul und mit viel zu vielen Privilegien versehen" attackiere.
Johann Stoll erfreulich direkt: "Das ist unteres Stammtischniveau. Die Rahmenbedingungen, unter denen Unterricht in Bayern stattfindet, hat ja die Politik geschaffen, und war über Jahrzehnte CSU-geprägt. Dass ausgerechnet ein CSU-Politiker sich derart aus dem Fenster lehnt, ist schon erstaunlich. Und auch dass Lehrer Beamte sind, ist Idee der Politik." Und in seinem Kommentar sieht er Pschierer "auf ganz dünne(m) Eis", er habe "über Jahre kein Problem darin gesehen hat, seine Frau mit Steuergeldern anzustellen" und was Privilegien angeht, "dürften den meisten Menschen Politiker einfallen, die in schöner Regelmäßigkeit ihre Bezüge selbst anheben." Stoll verweist zusätzlich noch auf den "aktuelle(n) Maskenskandal". Er erwähnt da auch, "so mancher Zusatztopf gehört wie selbstverständlich zum Politikerleben", Pschierer erhalte dafür monatlich 664,35 Euro (als Verwaltungsrat der Sparkasse), der Aufwand sei mit "sieben Sitzungen im Jahr plus einzelnen Klausursitzungen zu aktuellen Themen" durchaus "überschaubar".
Stoll meint, daß Lehrkräfte "statt verbaler Prügel (...) in der Corona-Zeit Anerkennung für ihren Einsatz" verdienen, der zeitliche Aufwand, "die Kinder so gut es geht durch die Pandemie zu lotsen (...) ist immens. Und auch Stoll sieht, daß "Lehrer pauschal derart zu verunglimpfen wie das Pschierer tut, (...) auf den Absender zurück" falle. Ich meine: ein hervorragender Kommentar, allein schon deshalb weil er die Dinge unverblümt beim Namen nennt.
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Was sagt der bayerische Kultusminister Michael Piazolo auf Pschierers Rundumschlag? Er weist "diese unberechtigte Pauschalkritik an den bayerischen Lehrkräften deutlich zurück". Die Lehrkräfte hätten in der Pandemie viele neue Aufgaben angenommen und hervorragende Arbeit geleistet. "Die Corona-Pandemie hat den Schulbetrieb völlig auf den Kopf gestellt. Unsere Lehrkräfte haben von Beginn an flexibel auf diese Situation reagiert und einfach angepackt: Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt, Distanzunterricht organisiert, sich zeitgleich intensiv fortgebildet – alles, um die Bildungschancen der ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler zu sichern." Piazolo bedankt sich ausdrücklich bei den Lehrkräften: "Mir ist bewusst, wie viel sie in dieser Pandemie tagtäglich leisten.“
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Ich hatte zu Pschierers Lehrerkritik einen Leserbrief geschrieben, schrieb den Herrn Abgeordneten aber auch direkt an, weil ich der Auffassung bin, man sollte Kritik auch gerade dort zeigen, wo der jeweilige Adressat unmittelbar zu finden ist, sich selbst verortet ...
Joachim Buchenau M.A. 86874 Tussenhausen 28. März 2021
Sehr geehrter Herr Pschierer,
ich möchte Ihnen gerne zu Ihrer Kritik an Lehrkräften schreiben; dies auch – bzw. gerade – weil mir in vielen Gesprächen davon abgeraten wurde, meistens mit dem »Argument«, dies sei doch ohnehin nicht »zielführend« und »führe zu nichts«.
Meine Auffassung bezüglich Debatte, Diskussion oder gar Diskurs ist da freilich eine andere: ich halte einen offenen Austausch gerade dann, wenn dieser angeblich »sinnlos« sei für eine notwendige Bedingung, wenn es darum geht, Verhältnisse zu ändern, zu verbessern.
Zudem dürfte so eine Einstellung von Bürgern auch in Ihrem Interesse aus der Sicht des Landtagsabgeordneten sein. Auch halte ich es für richtig und fair, jeweils betroffene Personen auch unmittelbar anzusprechen.
Ich halte Ihre Pauschalschelte der Lehrkräfte für sachlich unangemessen, aber auch aus einem anderen Blickwinkeln für kontraproduktiv. Ein Hauptaspekt aus meiner Sicht: Sie hätten hier eine sehr gute Möglichkeit gehabt, einen wirklichen Diskurs (im eigentlichen Sinn der Begriffes, nicht im Verständnis dessen, was heute inflationär und in begrifflicher Unschärfe aus jener Bezeichnung gemacht wurde / wird ...) zu eröffnen. Diese Chance haben Sie leider gründlich unterlassen / vertan und eher das Gegenteil bewirkt.
Zunächst: Ich halte Simone Fleischmanns (BLLV) Aussage auch für – gelinde gesagt – sehr unklug, vor allem aus sehr einseitigem Blickwinkel getätigt. Ihr mag zwar vielleicht auch der Gedanke zugrunde liegen, daß bei erhöhter Inzidenz und grassierenderen Ansteckungsauswirkungen letztlich alles wieder zwangsläufig zu Distanzunterricht führen werde (also ein Aspekt immanenter Sachlogik!); gleichwohl ist es ihr leider nicht gelungen, dies entsprechend sachlich und als Diskussionsgrundlage zu vermitteln. So gesehen erscheinen auch mir ihre allzu forschen und die Gesamtproblematik verkürzenden Töne (aber so erlebe ich diese BLLV-Vorsitzende immer wieder) als eine Art unangemessenes Junktim, gleichwohl sehe ich es nicht schon als ein »Ultimatum« (so Ihre Worte). Frau Fleischmann hat sicherlich – da teile ich Ihre Auffassung – nicht gerade mit »Sensibilität« reagiert, damit auch nicht zu einem guten Humus für eine breite, sachliche Erörterung all der Problematik beigetragen.
Aber weshalb reagieren Sie darauf mit diesem Rundumschlag, mit dieser – nicht nur von mir so gesehenen! – Polemik und Demagogie? Begeben Sie sich mit Ihren Aussagen leider da nicht auch auf eine Ebene, welche sachliche Diskussion verhindert statt befördert?
Sie wissen doch sicherlich selbst auch, daß / dass es unter den Lehrkräften überwiegend hervorragende, engagierte, kompetente und am Gelingen eines Gemeinwohls orientierte Fachleute gibt. Nicht zuletzt sind Sie auf diesem Gebiet als Mitglied der KEG und durch diverse Einblicke in gesellschaftliche Entwicklungen sicherlich bestens informiert, um einschlägige Problemlagen entsprechend differenziert sehen und darstellen zu können. Das methodische Instrumentarium haben Sie sich nicht zuletzt wohl auch durch Ihr Studium der Sozialwissenschaften erwerben können.
Also nochmals: Weshalb dann dieser Pauschalangriff? Sie wissen doch auch, daß viele – auch die CSU – seit Jahrzehnten um mehr Wertschätzung der Lehrerarbeit in der Öffentlichkeit bemüht sind. Dieses sicherlich ernsthafte und ehrliche Bemühen wird doch durch Rückgriffe auf Aussagen wie des Ex-Kanzlers (»faule Säcke«) Gerhard Schröder unterminiert!
Gerade zu einer Zeit, in der die CSU leider in einen – für mich angesichts fehlender besserer Alternativen sehr kritisch zu sehenden – Sinkflug geraten ist, sollten alle Anstrengungen unternommen werden, statt Bürger mit Polemik zu bedienen, ihnen auf dem Weg zu sachlicher, differenzierter Auseinandersetzung zu verhelfen und sie dabei zu unterstützen. Wichtig vor diesem Hintergrund ist der reale Umgang mit Menschen in der Alltagspolitik, kaum hilfreich dürften da die Inhalte von Reden resp. Aussagen sein, welche die Kluft von Vertrauen und Mißtrauen nur noch mehr vergrößern.
Wahrscheinlich kennen auch Sie die Aussage von Karl Jaspers, der eine positive Korrelation zwischen dem Zustand einer Gesellschaft und deren Wertschätzung ihren Lehrkräften gegenüber festgestellt hat. Ich glaube, er hat damit – freilich nicht als erster in der langen Geschichte von Philosophie und Sozialwissenschaften – den Sachverhalt auf den Punkt gebracht.
Ich denke schon, daß Ihre Gedanken gerade auch wegen eines gewissen Multiplikatoreneffekts noch einmal auf den Prüfstand sollten ... Es ist nämlich unverkennbar, daß Sie mit Ihren negativen Aussagen bezüglich Lehrkräften auch zahlreichen Beifall bekommen haben; ob das allerdings jene Kreise sind und jene Zustimmungsqualität ist, die Sie sich wünschen, möchte ich einmal bezweifeln. Ich denke diese Zielgruppe gehört eher zu jener, die man gemeinhin mit »Stammtischrhetoriker« oder –neuerdings!– mit »Querdenker« bezeichnen dürfte.
Da aber auch, wie der o.g. und von mir sehr geschätzte Karl Jaspers in seiner Abhandlung »Über die Sprache« gründlich ausgearbeitet hatte, allzu häufig eine Diskrepanz zwischen Aufnahme / Wahrnehmung des Dargebotenen einerseits und dem tatsächlichen Verstehen / Verständnis andererseits besteht, ist es m.E. oberstes Kommunikationsgebot, seine Aussagen so deutlich und unmißverständlich zu formulieren, daß mögliche Fehldeutungen weitestgehend unmöglich werden bzw., sofern doch als solche umgedeutet, als das offengelegt werden können, was sie dann tatsächlich sind: neudeutsch »Fake-News« oder gar bewußte Unterstellungen.
Sehr geehrter Herr Pschierer, da ich mir nicht vorstellen kann / will, daß Sie tatsächlich alle Lehrkräfte (oder auch nur die meisten oder auch nur viele ...) mit der von Ihnen verwendeten Terminologie und Attribuierung derart negativ in einen Topf werfen wollen (es bei richtiger Wirklichkeitssicht es faktisch ja auch nicht können!), wäre vielleicht eine eindeutige Klarstellung im Sinne all derer, die um die Notwendigkeit eines gut funktionierenden Schulwesens und Bildungssystems für unsere Gesellschaft wissen, diesmal auf allen Ebenen angebracht.
Natürlich setzen hier die jeweils verwendeten Medien dann den adäquaten Maßstab. So hat das Arbeiten mit Posts, wie zahllose Beispiele immer wieder zeigen, auch seine Tücken, vor allem informationstechnischer Natur. Hier sollte man nicht unbedingt damit rechnen, daß die Empfänger derartiger Äußerungen stets sogleich zu einer differenzierten Betrachtung finden; da ist eher das Gegenteil der Fall, bis hin zum »Denken in Schlagwörtern« ... Und wollen wir das, wollen wir dieses nicht gerade diskussionsaffine Treiben befördern?
Ich konnte / mußte feststellen, daß Sie es mir Ihren negativen Äußerungen über Lehrkräfte zu einer deutschlandweiten Aufmerksamkeit gebracht haben. Ich mag mir nicht vorstellen, daß diese Form der Aufmerksamkeit tatsächlich in Ihrem Sinn ist / sein kann.
Abschließend noch dieser kurze Gedanke: Ich hoffe, Sie können meine durchaus kritischen, aber gewiß wohlgesonnen gemeinten Ausführungen als das verstehen, was sie sind – nämlich mein kleiner Versuch, diskursive Bemühungen (jenes bislang und gegenwärtig leider eher nur zarte Pflänzchen ...) anzuregen, sie zu unterstützen, sie wachsen zu lassen.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein schönes Wochenende, vor allem dann auch ein schönes und gesundes Ostern!
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Buchenau
Anmerkung: Nimmt es Wunder, daß Herr Pschierer auf mein Schreiben nicht reagiert hat? Ich meine: Nein. Aber auch wenn man meint / weiß, man erhält ohnehin keine Antwort -- gerade dann!!! .., sollte man seine Meinung stets dorthin schicken, wo sie notwendig ist. (Für jene, die damit wenig oder nichts "am Hut" haben, stellvertretend zwei Stichworte: 1. Demokratie und 2. Diskurs ...) Ergänzend sei erwähnt, daß Herr Pschierer aus der CSU ausgetreten und in die FDP eingetreten ist; bei der danach folgenden Landtagswahl wurde er nicht wieder in den Bayerischen Landtag gewählt.
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zum Vergleich hier mein entsprechender Leserbrief (an verschiedene Medien geschickt):
Pschierers Äußerungen über Lehrkräfte; Sarah Ritschels Bericht »Teuer, aber nicht die besten und fleißigsten (...)« (vom 26.03.2021)
Da meldet sich wieder einmal Franz Josef Pschierer (CSU) zu Wort und betreibt das, was man gerade auch bei dem Aufwand und bei nicht nur derzeit eingegangen Gesundheitsrisiken der Lehrkräfte tunlichst unterlassen sollte: Lehrerschelte, wenn nicht gar Allround-Beleidigung. Ich halte zwar die Aussage der BLLV-Vorsitzenden Simone Fleischmann (sie hatte eine Impfpriorisierung aller Lehrer gefordert, ansonsten würde nach den Osternferien nur noch Distanzunterricht angeboten) etwas ungeschickt, aber sie entbehrt gewiß nicht einer immanenten Sachlogik, wie sie ein Beobachten der Corona-Verläufe nahelegt.
Und da fällt dem Herrn Pschierer, der Fleischmanns Aussage sogleich als »Ultimatum« empfindet, offenbar nichts Sinnvolleres ein als ein Beispiel für Diskussionsverhinderung zu leisten: » Wir haben zwar mit die teuersten, aber nicht immer die besten und fleißigsten Lehrer.« Und weiter meint er: « Beamtenstatus, Unkündbarkeit, beste Gesundheitsversorgung mit Chefarztbehandlung, üppige Pensionen und 70 Ferientage. Da müsste man doch eigentlich zufrieden sein können. Nein! Ist man nicht.«
Wenn Pschierer weiter äußert, für ihn sei »dieses Ultimatum (...) schlichtweg unverschämt« und deshalb »fast geneigt (ist), das Zitat unseres früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder über Lehrer zu wiederholen (Ihr wisst doch ganz genau, was das für ... Säcke sind.«)«, frage ich mich da schon, inwieweit Herr Pschierer sich da noch auf dem Boden der Realität und des Respekts empfinden kann ...
Gut, es gibt ernstzunehmende Stimmen, darunter auch Minister Piazolo, die Pschierer sofort widersprochen haben, es fielen Worte wie z.B. »respektlos« und »skandalös«. Karl Jaspers hat einmal zutreffend bemerkt, daß »das Schicksal einer Gesellschaft dadurch bestimmt (werde), wie sie ihre Lehrer achtet.« Ich denke, damit ist das Wesentlichste gesagt. Und der hohe Einsatz der Lehrkräfte sowie der Wert ihrer Arbeit (gerade auch jetzt während der Corona-Pandemie!) dürfte offensichtlich sein. Bekommt Herr Pschierer dies alles überhaupt nicht mit? Oder wollte er sich da nur mal in Szene setzen, Aufmerksamkeit erheischen? Wenn dem so ist, dürfte das gründlich daneben gegangen sein ...
Von der Gesundheitsversorgung der Lehrkräfte hat er übrigens auch ein völlig verzerrtes Bild präsentiert. Und gerade vor dem Hintergrund so einiger gegenwärtiger Abläufe in der Politik sollte man mit Schelte gegenüber anderen Leistungsträgern in der Gesellschaft äußerst vorsichtig umgehen! Ich fürchte, Herr Pschierer hat mit seiner völlig falschen Darstellung der Lehrersituation und einer auch aus meiner Sicht rein polemisch-demagogischen Vorgehensweise auch den gegenwärtig im Sinkflug befindlichen C-Parteien keinen guten Dienst erwiesen. Vielleicht sollte man zukünftig bei der Auswahl von Kandidaten auch sorgfältig darauf achten, inwieweit sie nicht zu Unsachlichkeit (Stichwort: Fake-News) und einer Spaltung der Wählerschaft beitragen ...
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Franz Josef Pschierer (Quelle: Wikipedia)
Franz Pschierer (* 1. Juli 1956 in Haunstetten) ist ein deutscher Politiker der CSU. Er gehört dem bayerischen Landtag seit 1994 als direkt gewählter Abgeordneter für den Stimmkreis Kaufbeuren an. Pschierer ist Landesvorsitzender der Mittelstands-Union und Vorstandsvorsitzender beim MedienCampus Bayern.
Er war von März bis November 2018 Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Energie und Technologie. Der Bayerischen Staatsregierung gehörte er seit 2008 an, zunächst im Kabinett Seehofer I als Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und ab 2013 im Kabinett Seehofer II im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.
Pschierer machte 1976 sein Abitur am Maristenkolleg Mindelheim. Danach erfolgte eine Ausbildung zum Reserveoffizier. Anschließend bekam er ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung und studierte an der Universität Augsburg Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Im Jahr 1983 legte er sein Magisterexamen ab. Von 1984 bis 1986 übernahm er das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Handwerkskammer für Schwaben in Augsburg. 1986 wurde er Redakteur der Deutschen Handwerkszeitung, ab 1989 stellvertretender Chefredakteur.
Pschierer ist katholisch, verheiratet und hat zwei Kinder.
Franz Josef Pschierer ist seit 1994 Mitglied des Bayerischen Landtags. Außerdem ist er seit 1996 Kreisrat im Landkreis Unterallgäu und Stadtrat in Mindelheim. 2003 übernahm Pschierer den Vorsitz des Landtagsausschusses für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie. Am 30. Oktober 2008 wurde er Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen (Kabinett Seehofer I). Am 3. August 2009 wurde Pschierer Beauftragter für Informations- und Kommunikationstechnik Chief Information Officer (CIO) der bayerischen Staatsregierung.
Ende April 2013 wurde im Zuge der Verwandtenaffäre in den Medien bekannt, dass Pschierer seine Ehefrau von 2000 bis 2013 als Mitarbeiterin angestellt hatte, was im betreffenden Zeitraum zulässig war. Pschierer erstattete trotzdem das Nettogehalt an den Freistaat Bayern zurück.
Nach der Landtagswahl in Bayern 2013 wechselte Pschierer als Staatssekretär in das von Ilse Aigner geführte Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Für das Land Bayern ist er Vertreter im Hörfunkrat des Deutschlandradios.
Am 21. März 2018 wurde er von Markus Söder zum bayerischen Wirtschaftsminister ernannt und führte bis zur Landtagswahl am 14. Oktober 2018 das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie. In der folgenden Koalitionsregierung beanspruchte der Koalitionspartner Freie Wähler das Wirtschaftsministerium, Pschierer schied aus dem Kabinett aus. Des Weiteren ist Pschierer aktuell Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst im bayerischen Landtag.
Im Dezember 2018 wurde Franz Pschierer zum Landesvorsitzenden der Mittelstands-Union gewählt.
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Unter der Überschrift "Verwandtenaffäre" veröffentlichte die Augsburger Allgemeine am 03.07.2014 Information darüber, "welche Steuergelder Staatssekretär Pschierer zurückzahlte und welche nicht":
Demzufolge habe Franz Josef Pschierer "knapp 45.000 Euro freiwillig erstattet", was aber nur ein Teil der Steuergelder sei, "die er seiner Frau zahlte". Er habe aber mehr versprochen, als er dann gehalten habe. Politische und juristische Folgen werde die "Verwandtenaffäre" keine haben. Es geht um die Beträge aus der Staatskasse, "die seine Frau in der Zeit seiner Kabinettszugehörigkeit für ihre Sekretariatsarbeiten im Büro des Landespolitikers erhalten hatte. "Tatsächlich hatte er am 7. Mai 2013 den gesamten Nettoverdienst seiner Frau in Höhe von 44 202,09 Euro freiwillig zurückgezahlt. Steuern und Sozialabgaben zahlte er nicht zurück." Die ganze Angelegenheit fiel unter die sogenannte "Altfallregelung"; nach dem bayerischen Abgeordnetengesetz vom 8. Dezember 2000 waren bestehende Beschäftigungsverhältnisse mit Verwandten oder Ehegatten weiterhin erstattungsfähig, geändert wurde dies erst mit Wirkung zum 31. Mai 2013. Rechtlich hatte sich also niemand, der unter diese Regelung fiel, etwas zuschulden kommen lassen, bei der Bevölkerung stieß dies jedoch unangenehm auf: es entstand teilweise der Eindruck, hier werde sich aus der Staatskasse bedient. Seinerzeit versprach Seehofer (damals Ministerpräsident) volle Aufklärung und legte den Kabinettsmitgliedern die Rückzahlung nahe, es werde hier "eine besondere Vorbildswirkung erwartet." Pschierer hatte seine Ehefrau vom 1. Oktober 1994 bis zum Februar 2013 beschäftigt; sie kümmerte sich um Terminkoordination, die Vorbereitung von Bürgersprechstunden und sonstige Büroarbeiten. Vom 1. Oktober 1994 bis zum 31. Dezember 2006 war Frau Pschierer im Umfang von 35 Stunden pro Monat geringfügig beschäftigt. Ab dem 1. Januar 2007 arbeitete sie in Teilzeit in einem Umfang von 25 Stunden pro Woche. Im Zeitraum vom 1. Oktober 1994 bis 31. Dezember 2006 handelte es sich um eine Tätigkeit im Rahmen eines geringfügigen Arbeitsverhältnisses, wobei jeweils die geltenden Höchstbeträge ausgeschöpft wurden. Die Bruttogehaltssummen für den Zeitraum vom 1. Januar 2007 bis zum 28. Februar 2013 ergeben folgende Arbeitgeberbruttobeträge:
2007: 22 203,72 Euro
2008: 22 132,14 Euro
2009: 18 275, 15 Euro
2010: 23 841,20 Euro
2011: 22 723, 87 Euro
2012: 23 652 Euro
2013: 1. Januar bis 28. Februar: 3673, 68 Euro.
Zwischen 2002 und 2013 wurden folgende Weihnachtsgratifikationen gezahlt: 2009 und 2010: 1500 Euro, 2011: 1300 Euro, 2012: 1500 Euro. Diese Gratifikationen sind im oben genannten Arbeitgeberbrutto des jeweiligen Jahres enthalten. Andere Zulagen, Prämien oder Bonuszahlungen wurden nicht geleistet.
Im Jahr 2006 belegte Frau Pschierer ein EDV-Seminar bei der Volkshochschule Mindelheim. Weitere Fortbildungen erfolgten über die Fraktion und die Volkshochschule. Hierzu sind keine Belege mehr vorhanden.
(Quelle: Az vom 03.07.2014 jsto)
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Wer nur studiert, weil man das eben halt so zu machen hat, der geht den falschen Weg.
Wer jedoch als Suchender studiert, der macht es höchstwahrscheinlich richtig.
Thomas Fagusarua
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